Die Stimmen von Rosa Luxemburg

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Die Ginnheimer Gestalt von Rosa Luxemburg hat Konturen einer lärmenden, häuserlosen Stadtautobahn. Gestern war sie die Stimme einer Frau, die zwischen den Gedanken über die neue Massengesellschaft ihre liebende Zärtlichkeit auslebte, vom ruhigen Leben mit den Urlauben auf dem Land träumte, den Klassenkampf beschwor, im Gefängnis absitzend sich über das Jammern der Freunde entrüstete, freigelassen wie eine aus dem winterlichen Schlaf erwachte Hummel das politische Leben aufwirbelte und vom Saat ermordet wurde, der nicht fähig war, mit seinen rebellierenden Bürgern politisch umzugehen.

„Dann sieh, dass du Mensch bleibst!“: Bettina Kaminski (Schauspielerin und Co-Leiterin des Freien Schauspiel Ensemble Frankfurt) inszenierte Briefe, Essays und Reden von Rosa Luxemburg –  in der Ausstellung mitten in Ginnheim.

Organisation: Anne Kahn, Geschichtsartbeitskreis, Teilnehmerin der Ausstellung „G-Town. Wohnzimmer Ginnheim“.

Eine Kooperation des historischen museums frankfurt mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung, dem Nachbarschaftszentrum Ginnheim und dem Freien  Schauspiel Ensemble Frankfurt.

 

Ein buntes Projekt!

Das Projekt des Bundesverband der Migrantinnen nimmt allmählich Formen an. Unter der Leitung von Zehra Ayyildiz planen die Frauen für die Ausstellung des „Stadtlabor unterwegs“ ein türkisches Wohnzimmer auszustellen. In einer kleinen vorweihnachtlichen Feier präsentierten sie was sich bisher alles zusammengetragen hat. Und das war so einiges: eine Puppe mit einem traditionellen Gewand, ein Samovar um die Besucher/innen der Ausstellung mit leckerem türkischen Tee zu versorgen, Decken und Kissen für ein gemütliche Eck und vieles mehr! Auch wurden einige der Gemälde des Projektes „Frauenbilder“, geleitet von Kezban, ausgestellt. Des Weiteren bekamen die Frauen die Interviews des Projektes „Frauenstimmen. Gekommen um zu bleiben?“ zu hören. Zwei der Teilnehmerinnen waren sogar live dabei. Auch wenn Filiz Gezer und Günnur Ünal es zunächst seltsam fanden ihrer eigenen Stimme zu lauschen, so freuten sie sich doch über ihren geschnittenen und „ausstellungsreifen“ Beitrag zu ihrem Standpunkt zu Ginnheim. Was die Fotos des Abends auf alle Fälle schon jetzt verraten: das Projekt scheint bunt zu werden!


„Frauenstimmen. Gekommen um zu bleiben?“ – ein Teilprojekt des Bundesverband der Migrantinnen

(c) Institut für Stadtgeschichte Frankfurt a.M., Foto: Klaus Meier-Ude

Das Projekt des Bundesverband der Migrantinnen befasst sich mit Frauen, die aus der ganzen Welt nach Frankfurt/Ginnheim zugewandert sind. Besonders in Ginnheims Siedlungen mit rund 5000 Wohneinheiten zeigt sich die kulturelle Vielfalt, die der Stadtteil zu bieten hat. Die sogenannten Housings wurden bis in die 90er Jahre von stationierten US-Soldaten bewohnt und dienen seit dem Abzug der US-Soldaten im Jahr 1995 vielen Familien als Wohnraum. Die niedrigen Mietpreise, die große Wohnfläche sowie die zentrumsnahe Lage Ginnheims sind insbesondere für junge und kinderreiche Familien eine attraktive Wohngegend, darunter auch für viele Migrantenfamilien.
„Die Stimme ist viel größer als die visuelle Erscheinung eines Menschen.“ sagte einmal der Schauspieler Rufus Beck. Dieses Gut, Emotionen unmittelbar durch die Stimme zu begreifen,  wollen auch wir nutzen und lassen im Teilprojekt „Frauenstimmen. Gekommen um zu bleiben?“ die Frauen persönlich ihre Geschichten erzählen.
In Interviews werden Frauen aus den Ginnheimer Siedlungen über ihre Migrationsgeschichte und Wohnsituation befragt. Themen wie Nachbarschaft, Freizeitmöglichkeiten, alltägliche Schwierigkeiten, der Bezug zum Herkunftsland und zukünftiges Wohnen werden beleuchtet und sollen den Besucher/innen der Ausstellung das Wohnen in Ginnheims Siedlungen näherbringen.
So schildert eine Frau die Zeit kurz nach der Renovierung der ehemaligen Housings und wie sich seitdem die Wohnstruktur der Siedlungen verändert hat. Ebenso bietet eine geplante Nachverdichtung Gelegenheit die Zukunft der Siedlungen  zu hinterfragen. In einer anderen Geschichte steht die Spannung zwischen dem Verständnis von Heimat und dem „zu Hause fühlen“ im Mittelpunkt. Aussagen wie „ich bin keine Iranerin mehr, muss ich sagen, weil ich fühl mich auch manchmal mit den ganzen Werten […] auch fremd und mit manchen Sachen aus Deutschland fühl ich mich auch nicht identifiziert, also ich sitze eigentlich zwischen zwei Stühlen“ machen die innere Zerrissenheit mancher Frauen deutlich. Auch über den Malkurs und das Frauencafé des Bundesverbandes der Migrantinnen als zentraler Treffpunkt der Frauen in den Siedlungen wird berichtet.
Neben den Hörstationen gehören auch alte Fotografien aus Kindertagen und bunt bemalte Stadtteilkarten von Ginnheim, die unter anderem die Lieblingsplätze der Frauen zeigen, zu dem Teilprojekt.
Bisher durften wir drei Frauen bei ihren persönlichen, und wie wir finden sehr interessanten Geschichten zuhören. Drei Interviews, die Vorfreude auf weitere Geschichten machen und die Frage klären: sind die Frauen nach Ginnheim gekommen um dort zu bleiben?!

 

Projekt „Frauenbilder“ im Museum

Mit der Gruppe des Bundesverbands der Migranntinnen, die gemeinsam den Ausstellungsbeitrag „Frauenbilder“ erarbeiten, waren wir gestern in den neuen Ausstellungen des historischen museums. Das Projekt findet im Rahmen der Förderung „Alle Welt: Im Museum“ des Deutschen Museumsbunds statt und wird gefördert vom Bundesinnenministerium, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

Neben unserem Projekt werden noch zwei weitere Projekte in Köln und Berlin gefördert, Berichte von den Arbeitsschritten gibt es auf einem eigenen Blog: Alle Welt: Im Musem!