Die Stimmen von Rosa Luxemburg

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Die Ginnheimer Gestalt von Rosa Luxemburg hat Konturen einer lärmenden, häuserlosen Stadtautobahn. Gestern war sie die Stimme einer Frau, die zwischen den Gedanken über die neue Massengesellschaft ihre liebende Zärtlichkeit auslebte, vom ruhigen Leben mit den Urlauben auf dem Land träumte, den Klassenkampf beschwor, im Gefängnis absitzend sich über das Jammern der Freunde entrüstete, freigelassen wie eine aus dem winterlichen Schlaf erwachte Hummel das politische Leben aufwirbelte und vom Saat ermordet wurde, der nicht fähig war, mit seinen rebellierenden Bürgern politisch umzugehen.

„Dann sieh, dass du Mensch bleibst!“: Bettina Kaminski (Schauspielerin und Co-Leiterin des Freien Schauspiel Ensemble Frankfurt) inszenierte Briefe, Essays und Reden von Rosa Luxemburg –  in der Ausstellung mitten in Ginnheim.

Organisation: Anne Kahn, Geschichtsartbeitskreis, Teilnehmerin der Ausstellung „G-Town. Wohnzimmer Ginnheim“.

Eine Kooperation des historischen museums frankfurt mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung, dem Nachbarschaftszentrum Ginnheim und dem Freien  Schauspiel Ensemble Frankfurt.

 

Ginnheimer Ghetto Kidz

Eigentlich hatten sie nur ihren Familien und ein paar Freunden von dem Auftritt im TSV Ginnheim berichtet, die Nachricht, dass die Ghetto Kidz auftreten, verbreitete sich in Ginnheim jedoch rasend schnell und viele Fans kamen, um den ersten Live-Auftritt der Rapgruppe zu hören.

Seit sie 13 sind machen Sie Musik und waren – nach eigener Angabe – die erste Underground Rapgruppe in Frankfurt und in der Szene berühmt. Auch heute werden Sie auf der Straße erkannt und angesprochen. Klar, die charakteristische Jacke mit dem Ghetto Kidz Logo mag da helfen.

Angefangen haben Sie mit dem Song „Christina“, in Erinnerung an eine Freundin, die bei einem Unfall ums Leben kam. Zwischendurch hatten die Jungs, die heute um die 20 Jahre alt sind eine längere Pause, irgendwann kam Sali (Sali Stylezz, 17) hinzu, der die Beats produziert. Kevin (Kevin Mj, 22) und Ezi rappen und singen, Dario (D-Play) singt; Einiges davon ist auf You Tube zu sehen, ganz zufrieden ist Kevin mit den Sachen die online stehen aber nicht; das Bad Boy Image liegt ihm eigentlich nicht so sehr, ihm geht es mehr um die Texte und melancholische Musik. Sein nächstes Mixtape „Knast oder Paradies“ ist hoffentlich bald fertig…

Mit dem Auftritt im TSV Ginnheim waren sie sehr zufrieden, wir haben ihnen als Schlussact einen guten Auftritt verschafft, sagen sie. Die Anlage hätte besser sein können, die Texte waren skaum zu verstehen und die Lautstärke schlecht eingepegelt; Dabei sind es die Inhalte, die interessant sind:

„Schon als ich jünger war, zeigte ich keinem meinen Respekt
Ich besaß das dritte Auge und durchschaute diese Welt.
Hier kriegst du nichts geschenkt, das war mir von Anfang an bewusst,
sie spucken auf dein Kopf und machen deinen Traum kaputt.
Scheiß drauf, niemals wollte ich mich anpassen,
in meiner Gegend gab es Drogen mehr als Pfandflaschen.
In der Schule war ich der, der immer hinten saß,
mein großes Maul war es, das mich von der Schule warf.
Zu Weihnachten hätt` ich gern die Nikies bekommen.
Doch stattdessen hab ich Victorys von Deichmann bekommen.
Ich war nicht traurig, doch wir hatten niemals so viel Geld,
ich wurde älter und das Gegenteil von einem Held.
Für mich gab es diesmal zwei Perspektiven,
entweder in den Knast oder ich suche den Frieden.
Welche Frau kann mich biegen, dieses Herz aus Beton,
dieses Herz aus Beton
Friss die Faust wenn ich komm.
Refrain
Du willst wissen wer ich bin, ich weiß es selber nicht.
In meinem Herzen lebt ein Löwe, der gefangen ist.
Scheiß drauf ich bin Leonidas sein Vater,
ich bin und bleibe ein Spartaner.“

 — Ghettokidz, „Spartaner“ von Ezi

Viele der älteren Besucher der Ausstellungseröffnung haben aufgrund der Lautstärke fluchtartig den Saal verlassen, gemerkt haben die Jungs davon allerdings nichts – zu sehr waren sie mit ihrem ersten richtigen Auftritt beschäftigt. Seitdem erreichen mich ab und zu Mails, die über die Gefahren zu lauter Musik aufklären.

Im Juz, wo wir uns für ein Gespräch treffen, haben die Jungs ihre Jugend verbracht, oft ganze Nachmittage, an denen sie kickern, Billard oder Playstation spielen, essen, Musik machen oder Kickboxen trainieren. Das Juz liegt versteckt unter der Rosa Luxemburg Brücke, hinter dem Rewe Parkplatz – die Grafittis weisen den Weg dorthin; Schon seine Mutter kam früher ins Juz – und seine Kinder würde er auch wieder dorthin bringen, bekräftigt Kevin!

 

Ghetto Kidz Hören & Sehen:

Wer zuletzt lacht, lacht am besten: Youtube, 13 319 Aufrufe
Thug Life: Youtube, 47.680 Aufrufe
Ansage: Youtube, 4.397 Aufrufe
Coming soon: Knast oder Paradies (Kevin Mj)

 

Ghetto Kidz sehen:

Ghetto Kidz folgen:

Kevin Mj, facebook

Der Juni in Ginnheim

wird heiß, behaupte ich jetzt mal:

Denn was das Rahmenprogramm angeht, war zwar in den letzten Monaten schon einiges los, so richtig aktiv werden wir aber, wenn nun endlich mal die Sonne rauskommt:

Für historisch Interessierte gibt es einen Vortrag über die Arbeiterwohnsiedlung „Roter Block“ – hervorragend und facettenreich recherchiert, berichtet Elke Peters am 18. Juni, 16 Uhr in der Sta. Familia.

Für politisch Interessierte haben wir die Lesung „Und sieh, dass du Mensch bleibst“  im Angebot – Texte von und über Rosa Luxemburg, die Namensgeberin der bekannten Ginnheimer Stadtautobahn; engagiert vorgetragen von Bettina Kaminski, Freies Schauspiel Frankfurt (11. Juni, 19 Uhr, TSV, Ausstellung)!

Bewegungsfreudige kommen bei der Radtour mit Elke Peters auf ihre Kosten: Quer durch Ginnheim u.a. zur Maysiedlung geht es am 19. Juni, 17 Uhr, Treffpunkt: Jugendclub Stefan Zweig

Und Kinder sollten unbedingt die letzte Chance nutzen, sich zum Kreativworkshop im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank anzumelden: Kreuz und Quer durchs Münzenmeer – am 19. Juni, 16 Uhr, Anmeldung unter geldmuseum@bundesbank.de

und dann gibt es ja noch die Wohnzimmergespräche auf dem Kirchplatz (ab 20. Juni)und die Lesung(en) mit Peter Kurzeck (24&25. Juni) — hier und für alle anderen hier, und die letzte Gelegenheit einer Kuratorinnenführung (26. Juni), bevor wir im Juli schon wieder abbauen, doch dazu später mehr…

und wie finden die jüngeren Besucher unsere Ausstellung?

So: Besucherbuch stadtlabor unterwegs Ginnheim. Foto: hmf